CowLEARNING für nachhaltige Rindfleisch- und Milchversorgung

Zur Begrenzung des Klimawandels und der Anpassung an seine Folgen, zur Sicherung einer gesunden Ernährung, sowie für den Erhalt unserer Kulturlandschaft und deren Biodiversität, bedarf es eines Wandels hin zu einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft. Im 5-jährigen Forschungsprojekt COwLEARNING arbeiten Vertreter*innen der unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereiche und Institutionen, der Wissenschaft sowie aus der Praxis seit Anfang März 2022 gemeinsam an möglichen Lösungen. Gefördert wird dieser transdisziplinäre Forschungsansatz durch das neue Programm #ConnectingMinds des FWF (Der Wissenschaftsfonds).

Das „COwLEARNING“-Forschungsteam auf gemeinsamer Exkursion: Marianne Penker (BOKU Wien), Daniela Haager (Vier Pfoten), Susanne Waiblinger (VetmedUni Wien), Stefan Hörtenhuber (BOKU Wien), Fabian Schweiger (Verein regionale Kulinarik), Alexandra Frangenheim (BOKU Wien, Ernährungsrat), Martin Stegfellner (GF RINDERZUCHT AUSTRIA) – sowie als Interessenvertreterin Kuh Labella. © FWF/Luiza Puiu

In der grünlandbetonten Landwirtschaft Österreichs ist die Haltung von Rindern besonders bedeutend. In Bezug auf ihre Nachhaltigkeit wird die Rinderhaltung aber kritisch gesehen. Einerseits werden mit ihr Methanemissionen verbunden, die beim ruminalen Futterabbau entstehen, andererseits werden Aspekte wie mangelndes Tierwohl und die teils schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen auf den bäuerlichen Betrieben kritisiert.

Auch die Erzeugung möglichst billigen Fleisches steht in der Kritik, zumal diese nur möglich ist, wenn viele Tiere auf engem Raum gehalten werden, was wiederum deren Anfälligkeit für Krankheiten erhöht. Die damit verbundene, häufigere Antibiotikabehandlung der Tiere kann in Antibiotikaresistenzen resultieren. Auch führt der hohe Fleischverzehr der Menschen vermehrt zu gesundheitlichen Risiken.

Vor dem Hintergrund dieser Problemstellungen ergeben sich folgende Fragen zur zukünftigen Versorgung mit Milch und Rindfleisch:

– Wie können wir Rinderhaltung und damit die Rindfleisch- und Milchversorgung nachhaltig gestalten?

– Welches Wissen, welche Ansichten und Meinungen gibt es dazu?

In der Kette der Rindfleisch- und Milchversorgung gibt es viele Handelnde, die sich gegenseitig Fehler zuschreiben. Indem wir universitäres Wissen mit dem Erfahrungswissen aus Produktion, Verarbeitung, Handel, Gastronomie und Konsum zusammenbringen, soll unser Projekt COwLEARNING diese Schuldzuweisungen durchbrechen und Möglichkeiten zur Veränderung diskutieren. Unter Berücksichtigung verschiedener innovativer Ansätze suchen wir so gemeinsam nach Wegen zur Veränderung in Richtung einer tiergerechteren, ökologischeren, ökonomischeren und sozial nachhaltigeren Milch- und Fleischproduktion.

Im Zentrum des Projektes steht eine Serie von Workshops, die mehrere Ziele verfolgen:

– Weichenstellungen für die Analyse (Diskussion zur Auswahl von Nachhaltigkeits-Innovationen, Indikatoren und deren Gewichtung für die integrierte Bewertung).

– Entwicklung von Szenarien für eine zukunftsfähige Rindfleisch- und Milchversorgung Österreichs.

– Entwicklung eines neuen „Rinderspiels“, das dazu einlädt, sich spielerisch mit den Möglichkeiten und Beschränkungen von Veränderungen auseinanderzusetzen.

– Projektergebnisse hinsichtlich ihrer Praxisrelevanz zu reflektieren und zu diskutieren.

Das erste Stakeholder-Treffen seit Projekt- anfang fand zu Herbstbeginn im Lungau statt. In diesem Treffen identifizierten über 30 Akteur:innen entlang der österreichischen Milch- und Rindfleischwertschöpfungskette jene Treiber, die steuerbar sind, hohes Transformationspotenzial besitzen und mit denen im Szenarien-Prozess weitergearbeitet werden soll. Beispiele sind: Produkt- und Prozessinnovationen, Rinderzucht oder Nachfrage nach gepflegter Kulturlandschaft und Weidehaltung. Außerdem wurden innovative Betriebe, Initiativen, Aktionen und Akteur:innen, die im Rahmen der Analysen im Projekt näher betrachtet werden sollen, ermittelt.

Betriebe für das Projekt COwLEARNING gesucht!

Vor dem Hintergrund des  des Projekts COwLEARNING (https://cowlearning.boku.ac.at/) werden nun Haupterwerbsbetriebe die zwischen 15 und 60 (laktierende) Milchkühen in  Laufstallhaltung haben, gesucht.

Im Rahmen eines Betriebsbesuches erheben die Wissenschaftler von der Vetmed die Arbeitsbedingungen und -zufriedenheit der Landwirte sowie das Tierwohl.  Ökonomische und ökologische Parameter, die eine umfassende Nachhaltigkeitsbewertung der Betriebe ermöglicht, werden online vom Institut für Nutztierwissenschaften der Boku erhoben. Alle Daten werden anonymisiert weiterverarbeitet. Die Ergebnisse der Tierwohlerhebungen erfahren die Teilnehmer auf Wunsch direkt mündlich. Mit Abschluss des Projekts erhalten die Betrieben ihre aufgearbeiteten Daten sowie einen annonymisierten Vergleich mit den anderen Betrieben.

Gesucht werden Betriebe aus allen Bundesländern.

Forschungspartner:innen:

Marianne Penker, Professorin für ländliche Entwicklung am BOKU-Institut für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung;

Susanne Waiblinger, Ao. Prof.in für Tierhaltung, Tierschutz und Angewandte Ethologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, Fachtierärztin;

Stefan Hörtenhuber, Dr., Experte für integrierte Nachhaltigkeitsbewertungen am BOKU-Institut für Nutztierwissenschaften

Praxispartner: Ernährungsrat Wien, Land schafft Leben, Rinderzucht Austria, Verein Regionale Kulinarik, VIER PFOTEN International

Fördergeber: funded by Austrian Science Fund (FWF): CM 400B COwLEARNING

Ansprechpartnerin: DIin Cornelia Fischer, MSc., cornelia.fischer@boku.ac.at

Nähere Informationen zum Projekt wie Inhalte, Ergebnisse, Veranstaltungen unter https://cowlearning.boku.ac.at/

Quelle: CAS-Newsletter Ausgabe 12 | 2022

Artikel: rinderzucht.at

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